Im Juni 1841 fanden sich auf Anregung des in Schönau ansässigen Fabrikanten Eugen Kolligs hin 16 Männer, meist Arbeiter der Kolligschen Fabrik, zu einer ersten Singstunde zusammen. Dies war die Geburtsstunde des MGV Liederkranz 1841 e.V. Schönau. Ein Bild des Gründers und seiner Gattin, gestiftet von den Kindern des Paares anlässlich des Jubiläums im Jahre 1931, ist noch heute im Sängerheim zu bewundern.
Kolligs übernahm zu Beginn auch die Leitung des Chores, gab diese aber alsbald an den Lehrer Reisig ab.
Die erste Vereinsfahne wurde von der Gattin des Gründers, Adelheide Kolligs, im Jahre 1845 gestiftet und im „Löwen“-Garten feierlich eingeweiht. Diese Fahne diente dem Verein bis 1961.
Die in Schönau in den Jahren 1847 und 1860 gegründeten Gesangvereine verschmolzen bereits in ihrem Gründungsjahr mit dem Liederkranz. Erst mit dem im Jahre 1889 gegründeten Singverein Freiheit konnte sich ein zweiter Gesangverein dauerhaft in Schönau etablieren.
In Folge der Teilnahme von Sängern als Freiheitskämpfer bei den Unruhen 1848/49 wurde der Liederkranz im Jahr 1849 verboten. Erst im Jahr 1856 wurde auf Initiative von Pfarrer Nüssle die Vereinsarbeit wieder aufgenommen.
Bis im Jahr 1878 der evangelische Kirchenchor gegründet wurde fungierte der Liederkranz zwischenzeitlich auch als Kirchenchor.
Im Laufe der Zeit wurde damit begonnen Sängerwettstreite um Lorbeer, Medaillen und zuletzt auch um Ehrenpreise und Geld ins Leben zu rufen.
Mit Erfolg nahm der Liederkranz an diesen Sängerwettstreiten teil und richtete selbst zu seinem 70-jährigen Jubiläum im Jahr 1911 einen ersten großen Sängerwettbewerb aus.
Im Jahr 1914 legte Martin Gerbert sein Amt als 1. Vorsitzender nieder und wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Im gleichen Jahr wurde beschlossen keine Wettstreite zu besuchen, um stattdessen eine Reise in die Schweiz zu unternehmen. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges machte dieses Vorhaben jedoch zunichte und die Vereinsarbeit kam durch den Einzug der Sänger als Soldaten, wie fast überall, zum erliegen. Eine Gedenktafel im Sängerheim erinnert an die im 1. Weltkrieg gefallenen 28 Sänger.
Der bei der Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit im Jahr 1919 gestellte Antrag auf die Umstellung des Gesangvereins in eine politische Partei wurde glücklicherweise abgelehnt.
Im Jahr 1921 übernahm Matthias Wirth das Amt des 1. Vorsitzenden, welches er, mit Unterbrechungen, 45 Jahre ausübte.
Anlässlich des 90-jährigen Jubiläums im Jahr 1931 wurde ein Wertungssingen mit 27 Vereinen und über 1200 Sängern veranstaltet. Das 100-jährige Jubiläum konnte im Jahr 1941 leider nicht gebührend gefeiert werden, da es mitten im 2. Weltkrieg stattfand. Der Gründung wurde nur im Rahmen einer kleinen Feierstunde im Jahr 1942 gedacht.
Während der Kriegsjahre wurden die Proben, trotz geringer Sängerzahl, fortgesetzt und mehrfach gemeinsame Auftritte und Proben mit dem Singverein Freiheit durchgeführt, was nach dem Krieg nur noch einmal anlässlich des Todes von Pfarrer Häffner stattfand.
Den im 2. Weltkrieg gefallenen 23 Sängern ist eine Gedenktafel im Sängerheim gewidmet.
Am 20. April 1946 wurde nach Genehmigung durch die Militärregierung wieder die reguläre Vereinstätigkeit mit 16 Sängern aufgenommenen und am 8. Dezember 1946 bereits das erste Konzert anlässlich des 105-jährigen Jubiläums veranstaltet.
Im Jahr 1951 konnte das 110-jährige Jubiläum wieder in einem angemessenen Rahmen mit insgesamt 40 Vereinen gefeiert werden.
Nach den Dirigentenwechseln in den Jahren 1946 und 1947 übernahm im Jahr 1954 mit Dr. Friedrich Treiber, dem Sohn des Vorkriegsdirigenten Ludwig Treiber, wieder ein professioneller Dirigent den Stab und veranstaltete wieder Konzerte, zum Teil unter Einbeziehung von Orchestern.
Die Zelterplakette wurde dem Chor im Rahmen eines dieser Konzerte im Jahr 1959 überreicht.
Spenden der Mitglieder ermöglichten es, dass, im Rahmen der Feierlichkeiten aus Anlass des 120-jährigen Bestehens im Jahr 1961, die zweite Vereinsfahne geweiht werden konnte.
Im Jahr 1966 wurde das 125-jährige Jubiläum mit 63 aktiven Mitgliedern unter Beteiligung von 36 Vereinen mit mehr als 2000 Sängern und Sängerinnen gefeiert.
Mit Eröffnung der Stadthalle im gleichen Jahr wurde die bisher übliche Weihnachtsfeier mit Theateraufführung durch eine Winterfeier zu Beginn des Jahres abgelöst. Die ersten Jahre wurde die Winterfeier mit zum Teil hochkarätigen Künstlern aus Funk und Fernsehen, u.a. Marianne und Michael und Freddy Breck, gestaltet.
Im Jahr der ersten Winterfeier 1967 gründete sich auch der „kleine Chor“, welcher aus 16 bis 20 jungen Sängern bestand, die unter der Leitung von Andreas Wirth in eigenen
Proben mehr oder weniger ernste Lieder einstudierten. Aus einem Ausflug des „kleinen Chor“ am Vatertag 1967 heraus wurde, durch die Geschäftstüchtigkeit der Jungsänger an diesem Tag, die Idee für das seitdem jährlich stattfindende Münchelfest am Vatertag gelegt.
Durch den Dirigentenwechsel im Jahr 1971 von Dr. Treiber zu Willi Trautmann und den steigenden Anforderungen an die Sänger wurde die Doppelbelastung den Jungsängern zu viel und so wurden die separaten Proben des „kleinen Chor“ 1974 eingestellt.
Im Jahre 1976 wurde erneut eine Jugendgruppe gegründet um der großen Anzahl an jungen Sängern die Gelegenheit zu geben unter ihresgleichen zu proben und auch den Gedanken des „kleinen Chor“ fortzuführen. Der zur gleichen Zeit gegründete Kinderchor stellte wie auch die Jugendgruppe Anfang der 1980er Jahre den Probenbetrieb ein.
Im Jahr 1980 konnte der Liederkranz auch den Einzug in sein neues Sängerheim in der Rahmengartenstraße, nach umfassender Renovierung des Gebäudes in großer Eigenleistung, feiern. Bis dahin hatte seit dem Jahr 1886 das Gasthaus „Zur Traube“ als Vereinslokal gedient. Im Jahr 1984 wurde dann das Sängerheim auch käuflich erworben.
In Folge der Renovierung und des Kauf des Sängerheims musste auch die bisherige Gestaltung der Winterfeier überdacht werden. Die Einnahmen der Winterfeier deckten seit Anfang der 1980er Jahre nicht mehr die Kosten. Dieses Missverhältnis konnte in der entstandenen Situation nicht mehr akzeptiert werden und damit stellte sich die Frage: „Was tun?“
Bekannte Künstler für teures Geld zu verpflichten war nicht mehr möglich. Es sollte es etwas eigenes, unverwechselbares, kostengünstiges mit gesanglichen Darbietungen werden. Erstmals im Jahr 1986 stellte ein Teil des Chores ein eigenes Programm, arrangiert von Peter Haumann, über den Kauf des Sängerheims mit satirischen Texten dar, was großen Anklang bei dem Publikum fand.
Ab 1988 übernahm die Jugend unter der Leitung von Rüdiger Wirth die Programmverantwortung und machte mit gesanglichen und schauspielerischen Darbietungen zu umgetexteten Liedern in selbst hergestellten Kostümen und selbst gebauten Kulissen das unverwechselbare Programm, welches erreicht werden sollte. Dieses Konzept wurde vom „kleinen Chor“ unter Einbeziehung der Frauen sowie der Kinder unverändert bis in die heutige Zeit erfolgreich und zur Freude des Publikums fortgesetzt.
Im Jahr 1991 konnte der Liederkranz sein 150-jähriges Jubiläum feiern. Zu Gast waren 110 Chöre mit mehr als 4500 Sängerinnen und Sängern.
Nach vielen erfolgreichen Jahren ging im Jahre 1992 eine Ära zu Ende. Der Dirigent Willi Trautmann teilte dem Liederkranz mit, dass er leider nicht mehr weiter als Dirigent zur Verfügung stehen kann. Nachdem Hugo Schuler für ein Jahr das Amt übernahm, konnten wir ab 1993 den jungen Dirigenten Thomas Reisig für unseren Verein gewinnen.
Seit der Gründung des Liederkranzes im Jahre 1841 hatten die Frauen ihre singenden Männer und Söhne unterstützt und haben darüber hinaus als Helfer bei den vielen Veranstaltungen des Vereins mitgeholfen. Daneben treffen sich seit Ende der 1960er Jahre regelmäßig die „Liederkranzfrauen“. Der Dirigent Thomas Reisig kam im Jahr 1994 auf die Frauen der Sänger zu, ob sie es sich nicht vorstellen könnten auch zu singen und unter seiner Führung einen Chor zu gründen. Mit Freude wurde dieses Angebot von den Frauen angenommen und noch im gleichen Jahr gründete sich der Frauenchor, welcher im Rahmen der Winterfeier im Januar 1995 seinen ersten Auftritt hatte.
Durch seine zunehmende zeitlich erhöhte Inanspruchnahme in seiner beruflichen Tätigkeit konnte Thomas Reisig im Jahre 1997 die Dirigententätigkeit im Frauenchor nicht mehr weiterführen. Die aktive Sängerin und ausgebildete Dirigentin Britta Reibold, Tochter des 1. Vorsitzenden Dieter Wirth, übernahm daraufhin den Dirigentenstab.
Im Jahr 1998 teilte Thomas Reisig dem Verein mit, dass er leider durch seine starke berufliche Belastung auch den Männerchor nicht mehr weiter dirigieren könne. Nach einem Jahr erklärte sich die Dirigentin des Frauenchors im Jahr 1999 bereit auch den Männerchor zu übernehmen.
Damit schloss sich für unsere Dirigentin ein Kreis. Sie hatte als Kind dem Kinderchor des Liederkranzes angehört, war die Ehrendame beim 150-jährigen Jubiläum des Vereins, hat als aktive Sängerin dem Frauenchor angehört und anschließend die Chorleitung beider Chöre übernommen.
Am 3.3.2007 wurde auf Initiative unserer Chorleiterin zunächst der Kinderchor „Rasselbande“ gegründet, welchem durchschnittlich 15 Kinder angehören und im Jahr 2011, um den größeren Kinder eine eigene Plattform zu bieten, die Jugendgruppe „No name“. Den ersten Auftritt hatte der Kinderchor im Rahmen des Konzerts zum
10-jährigen Dirigentenjubiläum unserer Dirigentin im Herbst 2007. Die Auftritte des Kinderchors reichen von der alljährlichen Winterfeier über Freundschaftssingen bis hin zur Teilnahme am Kinder- und Jugendchorfestival.
Die Kontinuität bei den Vorsitzenden und den Dirigenten bei einem Verein mit
170-jähriger Geschichte ist außergewöhnlich. Seit dem 2. Weltkrieg hatte der Verein nur 7 Dirigenten und seit der Gründung nur 17 Vorsitzende. Bei den langjährigen Vorsitzenden ragen Jakob Lipponer und Mathias Wirth mit einer mehr als 40-jährigen Amtszeit heraus. Auch unser derzeitiger Vorsitzender Dieter Wirth führt den Verein
bereits seit 26 Jahren und war bereits vor 45 Jahren bei dem 125-jährigen Vereinsjubiläum als Mitglied im Vergnügungsausschuss in der Vereinsleitung tätig. Die längste bekannte Zeit als Dirigent ist für Willi Trautmann mit 21 Jahren und Dr. Treiber mit 17 Jahren verzeichnet. Unsere derzeitige Dirigentin Britta Reibold leitet die Chöre bereits seit 12 bzw. 14 Jahren.
Wir, der MGV Liederkranz Schönau, blicken stolz auf unsere Geschichte und das Erreichte zurück. Ein Jubiläum wie unseres ist auch die Zeit um Danke zu sagen. Dank an alle Sänger und Sängerinnen für ihr Engagement, allen Dirigenten für ihre künstlerische Leitung, allen Menschen die Verantwortung für unseren Verein übernommen haben, allen passiven Mitgliedern die uns unterstützt haben, allen helfenden Hände die da waren, wenn Hilfe notwendig war und allen Menschen, die jetzt nicht genannt wurden.
Es ist aber auch die Zeit in die Zukunft zu schauen und ihr mit Tatkraft, Mut, Engagement und in froher Erwartung entgegen zu gehen, dabei aber auch die Wahrung der Tradition nicht zu vergessen.
Die Gründung des Kinderchors „Rasselbande“ und der Jugendgruppe „No name“ bilden die Grundlage für den zukünftigen Fortbestand unseres Vereins und zeigen, dass es doch möglich ist auch in Zukunft den Chorgesang zu pflegen.
Im Jubiläumsjahr 2011 hat der Verein 51 aktive Sängerinnen und Sänger von 6 Jahren bis 85 Jahren.